Namen im Kontext: Die Gesellschaft für Namenforschung tagte in Schweden

Unter dem Titel „Namen im Kontext“ fand die dreitägige Jahrestagung der „Gesellschaft für Namenforschung e.V. (GfN)“ im April 2025 in Uppsala statt. Auch drei Studierende bekamen die Möglichkeit, sich durch Posterpräsentationen an der Konferenz am Institutet för språk och folkminnen zu beteiligen.

von Mariell Nehls, Universität Bremen

Die Konferenz wurde von dem Institutet för språk och folkminnen und der Gesellschaft für Namenforschung arrangiert. Finanzielle Unterstützung erhielt die Tagung von der Royal Gustavus Adolphus Academy for Swedish Folk Culture und von der Place-Name Society of Uppsala.

Die Tagung begann am Mittwoch, dem 02.04.2025, mit offiziellen Grußworten und einer Einführung von den Organisatoren, Daniel Solling und Michael Prinz, und der Vertreterin der GfN, Barbara Aehnlich, in dem Arkivcentrum der Universität Uppsala. Darauf folgte eine Präsentation der Uppsalaer Orts- und Personennamensammlungen des Instituts für Sprache und Folklore. Dadurch konnten sich die Teilnehmenden ein Bild der Tagungsstätte machen und es erschien nur recht und billig, dass die Jahrestagung der GfN in Uppsala, einer Stadt mit einer weitreichenden Vergangenheit in Bezug auf Namenforschung, stattgefunden hat. Als Leitlinie wurde von den Veranstaltern eine Zuordnung der Vorträge zu verschiedenen Oberthemen vorgenommen, wobei betont werden muss, dass viele der Vorträge mehreren Themen zugeordnet werden könnten. Es handelte sich daher nur um eine grobe Einordnung zur Orientierung. Begonnen wurde mit Vorträgen zu dem Thema „Namen in mehrsprachigen Kontexten“. Die Beiträge, die sowohl auf englischer als auch auf deutscher Sprache stattfanden, spiegelten die Vielfalt der Namenforschung wider. Michelle Waldispühl eröffnete die Konferenz und sprach über die Wahrnehmung von „fremden“ Personennamen, mit besonderem Augenmerk auf die Namengebung in Schweden. Zu einem ganz anderen Thema in der Namenforschung sprach Gerhard Rampl. Er stellte eine korpuslinguistische Studie zu Bergnamen vor. Seine, die neuen Möglichkeiten von Digitalisierung und Computertechnik, darunter auch ChatGPT, nutzende Forschung, betrachtete die kulturelle und sprachliche Variabilität bei onomastischen Analysen. 

Barbara Aehnlich und Kristin Loga sprachen anschließend über die mehrsprachig geprägten Orts-, Ortsteil- und Straßennamen Bremens. Dabei stellten sie neben ihrer Forschung zu der Entstehung der Toponyme auch ein von Barbara Aehnlich geleitetes Seminar der Universität Bremen vor. Hier konnten Studierende bereits innerhalb ihres Bachelorstudiums an praktischer Forschung teilnehmen und unter anderem selbstständig Kartenmaterial bearbeiten, um einen Einblick in die forschende Arbeit zu erlangen. Ein Vortrag zu den Blue Toponomastics, der Benennung von Geoobjekten an der Schnittstelle von Land und See, von Ingo H. Warnke, Thomas Stolz und Wolfgang Crom führte zu interessanten Nachfragen und Ideen der Weiterarbeit. Wie wurden beispielsweise Toponyme im Watt, in dem sie zeitweise unter Wasser und zeitweise an Land seien, benannt oder solche, die dauerhaft unter Wasser seien? Und gehören diese ebenfalls zu den Blue Toponyms wie die vorgestellten Kap-Namen?

Ob man bei Bildern von weiblichen Künstlerinnen ein, eine oder einen „Kahlo“ im Museum betrachtet, konnte durch den Vortrag von Christian Lang, Sandra Hansen, Franziska Kretzschmar und Anna Volodina zwar nicht abschließend geklärt werden, doch ist dies eine häufige und legitime Antwort in solchen Kontexten: „Ganz eindeutig ist dies nicht zu klären. Das kommt darauf an …“. Hier wurde unter anderem der Aspekt der gendergerechten Sprache bei Benennungen beleuchtet und angeregt diskutiert. Ebenfalls zu Diskussionen und angeregtem Austausch führte der Beitrag von Michael Reichelt und Lisa-Marie Naparty. Die Vortragenden berichteten unter dem Oberthema „Name und Identität“ davon, anhand der Lektüre der Harry-Potter-Romane mit Schüler*innen die Thematik der Identitätsbildung durch Namen zu erarbeiten und über Vorurteile im Umgang mit Familiennamen zu sprechen. Die Idee stieß bei den Teilnehmenden der Konferenz auf viel Zustimmung, es wurde jedoch auch die Frage aufgeworfen, ob ein Roman mit englischen Namen überhaupt für den Deutschunterricht geeignet sei. Besonders in der jedem Vortrag folgenden Zeit, in der Fragen und Anmerkungen zu den Beiträgen gemacht werden konnten, wurde die Begeisterung der Teilnehmenden für die Themen deutlich. Jeder Vortrag wurde von mehreren Nachfragen, Ideen zur Weiterarbeit und Angeboten der Zusammenarbeit begleitet.

Eine interessante Ergänzung der Fachvorträge bildete die Postersession der Studierenden. Die Studentinnen aus Bremen, Mariell Nehls, und Bern, Lara Schaub, haben zu ihren Bachelorarbeiten ein Poster gestaltet und die Studentin aus Uppsala, Patricia Lärkefjäll, zu ihrer Masterarbeit. Diese Möglichkeit für Studierende, nicht nur als Zuhörende an der Tagung teilzunehmen, sondern niedrigschwellig als aktiver Teil dabei zu sein, wurde von allen Studentinnen begeistert genutzt. Die anschließenden Reaktionen der anderen Teilnehmenden bestätigten die freundliche und kollegiale Stimmung, die während der Tagung herrschte. Hervorzuheben ist das Engagement der GfN, welche sich dafür einsetzt, junge Menschen bereits im Studium für den wissenschaftlichen Austausch zu begeistern und ihnen Wege in eine aktive Beteiligung zu zeigen.