Peter Ernst (Wien) – Albrecht Greule (Regensburg)
Wenn am 23. April des kommenden Jahres (2026) im Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich in Linz die 14. Tagung des „Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung“ eröffnet wird, ist dieser internationale Arbeitskreis 25 Jahre alt geworden. Es erscheint sinnvoll zu erklären, was sich hinter dem Kürzel ABÖN verbirgt. Welche Ziele hatte sich der Arbeitskreis bei seiner Gründung im Jahre 2000 gesetzt? Auf welche Weise sind sie erreicht worden? Welche Schwierigkeiten gab es und hat der ABÖN eine Zukunft?
Über die Anfänge, die Ziele und die Organisation des ABÖN berichtete Peter Ernst im Heft 29 (2001) der Zeitschrift „Österreichische Namenforschung“ (Seite 225) Folgendes: „Am 30 September 2000 wurde in Wien auf Initiative von Prof. Dr. Albrecht Greule (Institut für Germanistik der Universität Regensburg) und Dr. Isolde Hausner (Institut für Österreichische Dialekt- und Namenlexika der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien) der Arbeitskreis für Bairische Namenforsch (ABN) gegründet. Es handelt sich um eine informelle Vereinigung ohne feste Statuten oder Vereinsstatus, die den Informationsaustausch zwischen allen an bairischer Namenkunde Interessierten und auf diesem Gebiet Tätigen erleichtern soll.“ Als Anlaufstelle stellte sich Prof. Dr. Ernst (Institut für Germanistik der Universität Wien) zur Verfügung.
Der Informationsaustausch sollte, wie es guter wissenschaftlicher Brauch ist, durch in festem Rhythmus stattfindende Kolloquien oder Tagungen an geeigneten Orten wechselweise in Bayern und Österreich stattfinden. Dass dies im zweijährigen Rhythmus – ohne feste Organisation – bis zur Jubiläumstagung im Jahr 2026 gelungen ist, ist auch Ausdruck eines außergewöhnlichen, anhaltenden Engagements aller zu den Namen im bairischen Dialektraum Forschenden. Auf Initiative von Prof. Dr. Peter Wiesinger (1938-2023) und durch einstimmigen Beschluss der Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer wurde 2002 der Arbeitskreis in „Arbeitskreis für bayerisch-österreichische Namenforschung“ (ABÖN) umbenannt. Damit wurde die ursprünglich angedachte enge Bindung der Forschung an den bairischen Dialektraum aufgehoben. In den durch den Staatsnamen Österreich und den Ländernamen Bayern markierten großen Kommunikationsraum sind ja außer dem Bairischen auch der fränkische und alemannische Dialekt beheimatet. Erfreulicher Weise führte die nominelle Öffnung des ABÖN auch zu einer Attraktivität sowohl über die Grenzen des Dialektraums als auch über die Staats- und Ländergrenzen hinaus. Dies zeigt sich dann besonders deutlich in der Wahl des Themas der Jubiläumstagung 2026.
Bereits gut ein Jahr nach seiner Gründung fand das erste Treffen des Arbeitskreises auf Einladung von Prof. Dr. Peter Anreiter am 3./4. März 2001 in Innsbruck statt. Auch das 2. Treffen am 20./21.9.2002 auf Einladung von Prof. Dr. Heinz Dieter Pohl stand noch unter keinem Tagungsthema. Statt eines Tagungsbandes liegt zu jedem der frühen ABN-Treffen ein gedruckter Bericht vor (siehe die Bibliographie im Anhang). Die danach bei den ABÖN-Tagungen gehaltenen Vorträge sind, wie aus der Bibliographie im Anhang deutlich wird, nahezu alle in Tagungsbänden zugänglich. Die Tagungsbände spiegeln auch das breite Spektrum der bei den Tagungen verhandelten Schwerpunkt-Themen wider: Gewässernamen in Bayern und Österreich (Regensburg 2004), Namenarten in Österreich und Bayern (Wien 2006), Namenforschung im Archiv (München 2008), Methoden der Namenforschung (Graz 2010), Namen in Grenzräumen (Passau 2012), Berg- und Flurnamen in Bayern und Österreich (Innsbruck 2014), Namen in Dichtung und literarischer Prosa (Augsburg 2016), Namenforschung im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit (Linz 2018), Namen im Sprachgebrauch (Innsbruck 2022), Personennamen in Ortsnamen (Erlangen 2024). Die für 2020 in Passau vorgesehene und vorbereitete Tagung konnte wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden; es gibt aber einen Tagungsband, dessen Titel mit dem Thema, unter dem die Tagung geplant war, identisch ist: „Namenphilologie im 19. und 20. Jahrhundert“.
Die Jubiläumstagung, die im gewohnten Zwei-Jahres-Rhythmus 2026 in Linz stattfinden wird, steht unter dem Thema „Namen in Bayern und Österreich und bei ihren Nachbarn“. Dazu laden die Direktorin des StifterHauses Mag.a Dr.in Petra-Maria Dallinger und Mag. Stefan Gaisbauer, der die Sprachforschung am Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich vertritt, ein. Das bewusst offen gehaltene Thema der Tagung soll nicht nur die Namen im bairischen „Kernland“ ins Zentrum rücken, sondern bewusst auch der namenkundlichen Forschung in den benachbarten Regionen zur Sprache bringen.
Bei der Linzer Tagung werden Peter Ernst und Albrecht Greule offiziell die Leitung des ABÖN an ein jüngeres bayerisch-österreichisches Tandem übergeben – nicht ohne einen mit großer Bewunderung verbundenen Dank an die vielen Rednerinnen und Redner, Organisatorinnen und Organisatoren so wie ihre Helferinnen und Helfer, die im Verlauf von 25 Jahren dafür gesorgt haben, dass das Ziel, das sich die Günder/innen des ABÖN gesetzt haben nicht nur erreicht, sondern weit übertroffen wurde. Es bleibt zu hoffen, dass die Tradition, sich alle zwei Jahre wissenschaftlich und in freundschaftlicher Atmosphäre über die bayerisch-österreichische Namenwelt im Rahmen von Tagungen auszutauschen, weiterlebt.
Übersicht über die Tagungen des „Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung“ mit Bibliographie 2001-2026
1. Treffen des Arbeitskreises für Bairische Namenforschung (ABN) Innsbruck, 3. / 4. März 2001. Ernst, Peter: Bericht über das erste Treffen des Arbeitskreises für Bairische Namenforschung in Innsbruck, in: ÖNf 29 (2001), S. 225–226.
2. Treffen des Arbeitskreises für Bairische Namenforschung (ABN) Klagenfurt, 20. /21. September 2002. Ernst, Peter: Bericht über das zweite Treffen des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung (ABÖN) in Klagenfurt, 20. und 21. September 2002. In: Beiträge zur Namenforschung, Jg. 38 (2003), Heft 1, S. 93-95, textidentisch in: Blätter für oberdeutsche Namenforschung 40/41 (2003/2004), S. 171-173. (http://members.chello.at/heinz.pohl/ABOeN_Bericht.htm)
3. Kolloquium des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung Regensburg, 27. / 28. Februar 2004: „Gewässernamen in Bayern und Österreich“. Greule, Albrecht / Janka, Wolfgang / Prinz, Michael (Hrsg.): Gewässernamen in Bayern und Österreich. 3. Kolloquium des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung (Regensburg, 27./ 28. Februar 2004), Regensburg: vulpes 2005 (Regensburger Studien zur Namenforschung 1)
4. Tagung des Arbeitskreises für Bayerisch-Österreichische Namenforschung Wien, 28./ 29. September 2006: „Namenarten in Österreich und Bayern“. Ernst, Peter (Hrsg.): Namenarten in Österreich und Bayern: Vorträge der 4. Tagung des Arbeitskreises für Bayerisch-Österreichische Namenforschung am 28. und 29. September 2006 in Wien (Univ.-Prof. Dr. Peter Wiesinger zur Emeritierung am 1. Oktober 2006 gewidmet). Wien: Praesens 2008.
5. Tagung des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung München, 6. /7. März 2008: „Namenforschung im Archiv“. Tagungsbericht von Wolf-Armin Frhr. von Reitzenstein in: „Blätter für oberdeutsche Namenforschung“ 45 (2008), S.7-9. Publikation einzelner Beiträge in: „Blätter für oberdeutsche Namenforschung“ 45 (2008) und 46 (2009), S. 76-113.
6. Tagung des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung (ABÖN) Graz, 12. bis 15. Mai 2010: „Methoden der Namenforschung“. Windberger-Heidenkummer, Erika / Ziegler, Arne (Hrsg.): Methoden der Namenforschung: Methodologie, Methodik und Praxis. 6. Tagung des Arbeitskreises für Bayerisch-Österreichische Namenforschung (ABÖN) zum Thema Methoden der Namenforschung, 12.–15.5.2010, Graz. Berlin: Akad.-Verl. 2011.
7. Kolloquium des Arbeitskreises für Bayerisch-Österreichische Namenforschung Passau, 27./28. September 2012: „Namen in Grenzräumen“. Rüdiger Harnisch / Graßl, Sigrid / Rosemarie Spannbauer-Pollmann (Hrsg.): Strömungen in der Entwicklung der Dialekte und ihrer Erforschung. Beiträge zur 11. Bayerisch-Österreichischen Dialektologentagung in Passau, September 2010. Regensburg: edition vulpes. (Regensburger Dialektforum 19) 2013.
8. Tagung des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung Innsbruck, 25. bis 27. September 2014: „Berg- und Flurnamen in Bayern und Österreich“. Anreiter, Peter / Rampl, Gerhard (Hrsg.): Berg- und Flurnamen in Bayern und Österreich. 8. Tagung des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung vom 25. bis 27. September 2014 in Innsbruck. Wien: Praesens 2016.
9. Tagung des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung Augsburg, 22./23. September 2016: „Namen in Dichtung und literarischer Prosa“. Reitzenstein, Wolf Armin Frh. v. (Hrsg.): Augsburger Tagung „Namen in Dichtung und literarischer Prosa“ (Blätter für oberdeutsche Namenforschung 54/2017)
10. Tagung des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung Linz, 4. bis 6. Oktober 2018: „Namenforschung im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit“. Ernst, Peter / Gaisbauer, Stephan / Greule, Albrecht / Hohensinner, Karl (Hrsg.): Namenforschung im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Beiträge zum Symposion Namenforschung (Linz, 4.–6. Oktober 2018). Regensburg: edition vulpes. (Regensburger Studien zur Namenforschung 12).
11. Tagung des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische NamenforschungPassau, 24. bis 26. September 2020: „Namenphilologie im 19. und 20. Jahrhundert“. Ferstl, Christian (Hrsg.): Namenphilologie trifft Dialektlexikographie. Beiträge aus dem Arbeitskreis für bayerisch-österreichische Namenforschung und dem Netzwerk der großlandschaftlichen Dialektwörterbücher – LexikoNet. Regensburg: edition vulpes, 2024 (Jahrbuch der Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft 2022).
12. Tagung des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung Innsbruck, 20./21. April 2022: „Namen im Sprachgebrauch“.Tagungsband hrsg. von Gerhard Rampl und Claudia Posch (im Druck, digital).
13. Tagung des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung Erlangen, 11./12. April 2024: „Personennamen in Ortsnamen“. Tagungsband hrsg. von Mechthild Habermann (in Vorbereitung)
14. Tagung des Arbeitskreises für bayerisch-österreichische Namenforschung Linz, 23. /24. April 2026 – zugleich 25. Jubiläum des ABÖN. Titel: „Namen in Österreich und Bayern und bei ihren Nachbarn“. Organisation: Stefan Gaisbauer und Wolfgang Janka.
Ad multos annos!